Caritas-Newsletter


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    Newsletter 24/2016 - 29. November 2016

 
 
    Inhalt
   
  1. Tanker und Schnellboot - Fachtag "Geflüchtet und schwanger"
  2. "Schwanger und viele Fragen": Mehrsprachiges Online-Angebot des Bundesfamilienministeriums
 
 
 

Newsletter 24/2016 - 29. November 2016

 
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  Tanker und Schnellboot - Fachtag "Geflüchtet und schwanger"


Großes Interesse gab es beim Fachtag im Wiesbadener Roncalli-Haus.

Sie sind geflüchtet und haben Leid und Elend auf ihrer gefährlichen Reise erlebt, die schwangeren Frauen, die nach ihrer Odyssee endlich in Deutschland angekommen sind. Fremd in ihrer neuen Heimat, konfrontiert mit einer neuen Kultur und einer Sprache, die sie nicht verstehen: Das ist die nächste Herausforderung, der sie sich stellen müssen. Und der sich aber zugleich auch die katholischen Schwangerschafts-beratungsstellen im Bistum Limburg widmen müssen. Beim Fachtag "Geflüchtet und schwanger" des Diözesancaritasverbandes Limburg Anfang November 2016 ging es für die mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den  verschiedenen Beratungsdiensten der Caritas, des SkF* Wiesbaden und des SkF Frankfurt und anderer Träger darum, Wissen zu den kulturell-religiösen Hintergründen der geflüchteten Frauen zu gewinnen - und somit kultursensibel beraten zu können. Prof. Dr. Susanne Schröter vom Institut für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt und Gründerin des Frankfurter Forschungszentrums "Globaler Islam" gab Einblicke in das Leben gläubiger Muslima in Deutschland. Wie sieht es aus mit deren Haltung zu Sexualität, Schwangerschaft und Geburt? Welche Rolle haben ihre Familien und das Umfeld? Und wie können die Beraterinnen Zugang zu den Betroffenen finden und sie trotz Sprach- und Kulturbarrieren während und nach der Schwangerschaft unterstützen?

Es braucht keine muslimischen Beraterinnen

Schröter zeigte anhand von Koran-Suren, welche grundlegenden Bedingungen das Leben der muslimischen Frauen prägen, so unter anderem die immens hohe Ehrerbietung, die Müttern entgegengebracht wird. "Wir müssen uns immer wieder weiterbilden, um einen guten, vertrauensvollen Zugang zu den Frauen zu finden", betonte die Professorin. "Nur wenn wir die Setzungen und die Interpretationen kennen, können wir unsere Position dagegen stellen und modernen Strömungen im Islam mehr Gewicht geben." Da liegt es nahe danach zu fragen, ob es denn dann in den katholischen Schwangerschaftsberatung muslimische Beraterinnen brauche. "Eine muslimische Mitarbeiterin hat zwar große Symbolkraft, ist aber nicht zwingend notwendig", so Schröter. "Die Schwangerschaftsberatung muss professionell und qualifiziert sein, umfangreiches Fachwissen haben, sich beständig weiterentwickeln und auch über den eigenen sozio-kulturellen Horizont hinausschauen - das reicht."

Tanker und Schnellboot

Wolfgang Kleemann vom ISS in Frankfurt stellte den Beratungsstellen im Bistum Limburg ein gutes Zeugnis aus, als er die Studie "Leben in verschiedenen Welten?!" zum Selbstverständnis und Handeln der katholischen Schwangerschaftsberatung vorstellte. "Die Trias von Begleitung, Information und materieller Hilfe, die Sie vorhalten, entspricht den Bedarfen der Ratsuchenden", so Kleemann. Die Praxis zeige, dass dies auch von schwangeren, geflüchteten Frauen als enorm hilfreich empfunden wird. Kleemann bezeichnete die katholische Schwangerenberatung als "Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen", bei der der Beratungsdienst der ruhende "Tanker" und die Projektarbeit das "Schnellboot" sind, mit dem schnell auf aktuelle soziale Herausforderungen reagiert werden kann.

Hingehen, nicht abwarten - und: zu sich einladen

Auf aktuelle Bedarfe und auf die kulturellen und religiösen Hintergründe der Geflüchteten adäquat  reagieren zu können, das setzen der Caritasverband Main-Taunus und der SkF Wiesbaden mit zwei besonderen Angeboten um.

Hingehen, nicht abwarten, das ist das Motto der Caritas Main-Taunus mit ihrem Projekt "Aufsuchende Frauen- und Schwangerenberatung für Flüchtlinge und deren Integration". Das Angebot umfasst die psychosoziale, finanzielle und gesundheitliche Beratung von alleinstehenden und schwangeren Flüchtlingsfrauen im Main-Taunus-Kreis. Die Mitarbeiterinnen unterstützen und begleiten die Frauen unter anderem in den Gemeinschaftsunterkünften, in Krisensituationen sowie auch nach der Geburt.

"Intensivbegleitung für schwangere und alleinerziehende Flüchtlingsfrauen": Das Projekt des SkF Wiesbaden legt den Fokus darauf, die Frauen zu sich in die Beratungsstellen einzuladen, um sie so aus den Gemeinschaftsunterkünften mit ihrer eher dürftigen Privatsphäre in einen geschützten Raum zu holen.  "Intensiv", das bedeutet dabei vor allem, sich noch mehr Zeit zu nehmen, nicht nur wegen der sprachlichen Probleme, sondern gerade wegen der anderen kulturellen und religiösen Hintergründe, die die Frauen mitbringen und durch die sie geprägt sind.

Gut 4.400 Beratungen in den Schwangerschaftsberatungsstellen im Bistum Limburg gab es im Jahr 2015; davon entfielen 15 Prozent (662 Beratungen) auf geflüchtete schwangere Frauen. Dabei ist vor allem die Sprache eine große Barriere, wenn es darum geht, die Ratsuchenden zu begleiten, in die bestehenden regionalen Angebote zu integrieren und ihnen familienunterstützende Maßnahmen anzubieten. Das zeigte auch die Diskussionsrunde, an der neben den beiden Wissenschaftlern Schröter und Kleemann die Praktikerinnen aus den beiden Projekten teilnahmen: Anja Frank-Ruschitzka und Katharina Kraft vom Caritasverband Main-Taunus sowie die SkF-Geschäftsführerin Dr. Marina Schmitt und ihre Mitarbeiterinnen Martine Oebels und Regine Weidinger.

Weitere Informationen: Sabine Dill-Arthen (Referentin Familienhilfe) • Telefon: 06431 997-176 • sabine.dill-arthen@dicv-limburg.de


* Sozialdienst katholischer Frauen


 
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  "Schwanger und viele Fragen": Mehrsprachiges Online-Angebot des Bundesfamilienministeriums


"Schwanger und die Welt steht Kopf?" - so lautet die aktuelle Kampagne des Bundesfamilienministeriums. Das Online-Angebot www.schwanger-und-viele-fragen.de richtet sich insbesondere an geflüchtete schwangere Frauen und gibt Antworten auf die drängendsten Fragen rund um die Schwangerschaft.

Pregnant and you have a lot of questions? Trudni ste i imate mnoga pitanja? Vous êtes enceinte et vous avez de nombreuses questions? - Ratsuchende können sich in 11 Sprachen informieren und erhalten unter anderem Unterstützung in ihrer Sprache bei den geschalteten Hotlines. Neben Deutsch bietet das Bundesministerium folgende Sprachen an: Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch, Bulgarisch, Farsi, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch sowie Türkisch. Das kostenfreie Hilfetelefon ist erreichbar unter 0800 - 4040020. Am Seitenende des Internet-Angebots steht ein Informationsflyer in der jeweiligen, vorausgewählten Sprache zum Download zur Verfügung.


 
 
   

Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Limburg e. V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Text und Redaktion:
Petra M. Schubert
Telefon: 06431 997-113 • Telefax: 06431 997-114
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