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    Newsletter 4/2018 - 23. März 2018

 
 
 
 

Newsletter 4/2018 - 23. März 2018

 
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  Hilfe und mehr Sicherheit bei ethischen Fragen im Arbeitsalltag


Dr. Franz Immesberger engagiert sich ehrenamtlich in der AG Ethik. (Foto: privat)

Seit 2009 gibt es sie, die "Arbeitsgruppe Ethik im Diözesancaritasverband (AG Ethik)". Was die AG Ethik macht und vor allem was Menschen bewegt, sich ehrenamtlich in diesem Gremium zu engagieren, das erläutert Dr. Franz Immesberger, Mitglied der AG Ethik, in unserem Interview.

Wie kamen Sie dazu, sich in der AG Ethik zu engagieren? Hat Sie jemand vom Vorstand des DiCV Limburg gefragt, oder jemand, der bereits Mitglied der AG Ethik war?

Herr Heil (Vorsitzender des VKAD und ebenfalls Mitglied in der AG Ethik; Anmerkung der Redaktion) hatte mich in einem anderen Gremium angesprochen, ob ich als Mediziner mitarbeiten wolle.

Seit wann sind Sie Mitglied in der AG Ethik?

Seit der Gründung 2009.

Was ist Ihr beruflicher Hintergrund?

Ich habe über 30 Jahre eine Praxis für Allgemeinmedizin in Eltville im Rheingau geführt, die ich vor zwei Jahren meinen Nachfolgern übergeben habe. Zu meinen Praxisschwerpunkten gehörten die Geriatrie und die Betreuung mehrerer Wohnheime und Pflegeeinrichtungen.

Was ist Ihre Motivation, sich in einem solchen Gremium zu engagieren?

Die Motivation zur Mitarbeit liegt im Erarbeiten konkreter Hilfen für Bewohner und Mitarbeiter unserer Einrichtungen. Täglich werden alle Beteiligten mit Fragen konfrontiert, zum Beispiel zu Patientenverfügung, Vorsorgeplanung oder künstlicher Ernährung, die im Arbeitsalltag immer wieder individuell beurteilt werden müssen.

Was ist Ihnen besonders wichtig, welches Thema wollen Sie verstärkt in den Blick nehmen?

Unser aktuelles Thema „Gemeinwohlökonomie“, bei dem es um die Kommerzialisierung im Pflegebereich durch internationale Konzerne mit Profitoptimierung geht, sollte unbedingt hinterfragt und bewusst gemacht werden.

Was waren die bisherigen Themen, mit denen sich die AG Ethik bereits befasst hat?

Wir haben die Themen Patientenverfügung, Palliativ-Versorgung, Sterbebegleitung, künstliche Ernährung, Roboter in der Pflege, ehrenamtliche Seelsorge sowie Umgang mit der Isolierung bei multiresistenten Keimen intensiv besprochen. Teilweise haben wir auch Erhebungen durchgeführt und Vorlagen für den Vorstand des Diözesancaritasverbandes erarbeitet.

Haben bereits ethische Fallbesprechungen stattgefunden, an denen Sie selbst beteiligt waren?

Unsere AG Ethik ist keine Ethikkommission, wie sie beispielsweise in Krankenhäusern etabliert sind. Sollten aber Mitarbeiter unsere Hilfe in konkreten Fällen nachfragen, sind wir selbstverständlich jederzeit ansprechbar und stehen mit unseren Erfahrungen zur Verfügung.

Was wurde bereits durch die AG Ethik erreicht?

Ich denke, dass zu allen genannten Themen wichtige Diskussionen stattfanden, deren Ergebnisse Pflegenden, Bewohnern und Mitarbeitern Hilfe und Sicherheit in der täglichen Arbeit geben können.

Mit welchem Thema befasst sich die AG Ethik gerade verstärkt?

Das Thema „Gemeinwohlökonomie“, das ich bereits erwähnt habe, ist ein wichtiges Thema der nächsten Sitzungen.

Was sind aus Ihrer Sicht die gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir derzeit, aber vor allem in Zukunft stehen – die einer besonderen ethischen Befassung bedürfen?

Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft wird Maßnahmen erfordern, um die zu erwartende steigende Inanspruchnahme im Pflegebereich zu gewährleisten. Die Ethik kann hier sicherlich helfen, andere Werte als die unbedingte Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund zu rücken. Hierzu sind immer wieder Initiativen erforderlich, damit einer verantwortungsbewussten  Pflege der ihr zustehende Stellenwert gesichert werden kann.

In den Einrichtungen der  Caritas können wir  gewisse „Alleinstellungsmerkmale“ schaffen, die unsere Werte betonen.

Wo konnten Sie bereits von den anderen Mitgliedern der AG Ethik lernen? Gab es überraschende, neue Impulse und Sichtweisen für Sie?

Von den Mitgliedern unserer AG wird die Sichtweise auf die verschiedenen Themen immer wieder durch neue Aspekte erweitert. Grundsätzlich besteht aber eigentlich stets Übereinstimmung zu den Themen. Allerdings musste ich lernen, dass die Umsetzung guter Ideen auch im Umfeld unserer Einrichtungen oft sehr mühsam sein kann.

Was wünschen Sie sich für die zukünftige Arbeit der AG Ethik?

Dass unsere erarbeiteten Vorschläge weitergegeben und umgesetzt werden, damit alle Beteiligten in ihrer täglichen Arbeit davon profitieren können.

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Herr Dr. Immesberger!

(Interview: Petra M. Schubert)


Weitere Informationen: Simon Rüffin (Geschäftsführer der AG Ethik) • simon.rueffin@dicv-limburg.de

Hintergrund:
Die „Arbeitsgruppe Ethik im Diözesancaritasverband“ (AG Ethik) wurde 2009 gegründet und im Juni 2011 vom Vorstand des Diözesancaritasverbandes Limburg neu eingerichtet. Ziel des Beratungsgremiums ist, die Gliederungen, Mitglieder und deren Pflege-, Hospiz- und Behinderteneinrichtungen bei der Entwicklung pflegeethischer Normen und Verhaltensregeln sowie bei der Entscheidungsfindung in ethischen Konfliktsituationen zu unterstützen. Die Mitglieder arbeiten unabhängig, frei, weisungsungebunden, ergebnisoffen und vertraulich. Die interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppe umfasst derzeit 13 Mitglieder. Weitere Informationen gibt es in der „Ordnung für die Arbeitsgruppe Ethik im Caritasverband für die Diözese Limburg e. V.“


 
 
    Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Limburg e. V. • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Text und Redaktion: Petra M. Schubert
Telefon: 06431 997-113 • Telefax: 06431 997-114
pressestelle@dicv-limburg.dewww.dicv-limburg.de
 
 
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