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    Newsletter 4/2015 - 12. Februar 2015

 
 
 
 

Newsletter 4/2015 - 12. Februar 2015

 
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  Bistumsmedaille und Caritas-Ehrenzeichen in Gold für Ottmar Vorländer


Ottmar Vorländer erhielt die Bistumsmedaille und das Caritas-Ehrenzeichen in Gold.

Ottmar Vorländer ist ein überzeugter und überzeugender Caritas-Mensch mit Leib und Seele. Wenn er von seinen Projekten und Einrichtungen spricht, ist die große Leidenschaft zu spüren, mit der er seine Arbeit macht. Und wenn es um die Rechte von Benachteiligten geht, um Ungerechtigkeit, um soziale Schieflagen, dann kommt der grundpolitische Vorländer zum Vorschein, der sich einsetzt, die Stimme erhebt und nicht müde wird, die Akteure an ihre soziale Verantwortung zu erinnern. Seit 25 Jahren ist Ottmar Vorländer nun schon ein engagierter, kreativer und erfolgreicher Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Bezirk Main-Taunus. Anlass dafür, dass er nun als Anerkennung seiner Arbeit die Bistumsmedaille aus den Händen von Pfarrer Josef A. Peters (Erster Vorsitzender des Bezirkscaritasverbandes Main-Taunus) erhalten hat sowie das Caritas-Ehrenzeichen in Gold von Monsignore Michael Metzler (Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes). Und Grund genug, dem Geehrten einige Fragen zu stellen.

Herr Vorländer, zuerst einmal: Herzlichen Glückwunsch zur Bistumsmedaille und zum Ehrenzeichen in Gold. Und gleich Anlass zu fragen: Freuen Sie sich über diese Ehrungen?

Im Laufe der 25 Dienstjahre im Caritasverband Main-Taunus habe ich viele Ehrungen und Danksagungen gegenüber anderen Kollegen und Mitarbeitern ausgesprochen und Auszeichnungen verliehen. Es tut mir gut, auch selbst einmal Dank und Anerkennung zu empfangen. Das ist ein intensives Gefühl, das tief ins Herz geht und Kraft gibt für neue Taten. Die erfolgreiche Aufbauarbeit der letzten 25 Jahre ist allerdings ein Gemeinschaftswerk aller Kolleginnen und Kollegen, aller Ehrenamtlichen in den Gremien unseres Verbandes sowie der guten Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern in der Pastoral und der lokalen Politik.

Sie sind seit 25 Jahren Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Bezirk Main-Taunus, eine lange Zeit. Gibt es etwas, auf das Sie besonders stolz sind?

Ein wenig stolz bin ich schon, dass wir als kleiner Caritasverband Main-Taunus  mit manchen Projekten die Nase vorne hatten und somit auch anregend für andere wirken konnten, so beispielsweise mit dem Sozialbüro Main-Taunus als Verbundprojekt von elf Kooperationspartnern auf ökumenischer Basis, das wir bereits vor 16 Jahren gegründet haben. Ich denke auch an die Gründung der ökumenischen Wohnhilfe, die auch bereits 15 Jahre alt ist  sie ist der einzige Wohnhilfeverein im Bistum Limburg. Oder an die drei Second-Hand-Läden „Anziehpunkt“, wovon der Hofheimer Second-Hand-Laden bereits im zehnten Jahr existiert. Ein besonderes Projekt ist auch der Mikrosozialkredit. Und ganz neu: Das Lebensarbeitszeitmodell für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das wir in diesem Jahr 2015 einführen.

Sie waren nach Ihrem Studium der Sozialwissenschaften in Bonn und Bochum in der Kinderstufenarbeit des KJG-Bundesverbandes tätig und haben in Mannheim beim Stadtjugendring unter anderem eine stadtweite Hausaufgabenhilfe für ausländische Kinder und Jugendliche aufgebaut. Welche Erfahrungen konnten Sie davon mitnehmen in Ihre Caritas-Arbeit?

Das Studium der Sozialwissenschaften hat es mir stets ermöglicht, einen gesellschaftsanalytischen Blick auf die sozialen Verhältnisse und die sozialen Herausforderungen in unserem Land zu entwickeln. Meine Tätigkeit im Bundesverband der Katholischen Jungen Gemeinde in den Jahren 1979 bis 1985 hat mir zudem die Gelegenheit gegeben, bundesweite Aktivierungskampagnen für Kindergruppen und gruppenpädagogische Medien zu entwickeln und auch in der Redaktion der Bundeszeitschrift „Forum“ Erfahrungen zu sammeln.  

Als Geschäftsführer ist Ihre Tätigkeit hauptsächlich im Management, so haben Sie unter anderem ein Qualitätsmanagement eingeführt sowie ein qualifiziertes Rechnungswesen und Controlling. Vermissen Sie manchmal die praktische Arbeit?

Organisationsentwicklung, wirtschaftliche Steuerung, Personalentwicklung einerseits und andererseits  ein seismographisches Gespür für sozialpolitische und gesellschaftspolitische Herausforderungen und Angebotsentwicklungen gehören zusammen. Beides in guter Balance zu halten, das macht den Reiz der Geschäftsführung aus.

Was sind denn aus Ihrer Sicht derzeit die größten Herausforderungen und Problemlagen der Menschen im Main-Taunus-Kreis?

Auch in unserem reichen Main-Taunus-Kreis leben viele Menschen ohne das Gefühl einer sicheren, geborgenen Gemeinschaft und Zukunft. Eher haben sie das Gefühl eines beschädigten Lebens. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist selbst im Main-Taunus-Kreis leicht angestiegen. Es leben zurzeit rund 10.000 Menschen von öffentlicher Sozialhilfe, davon sind ein Drittel Kinder. Insofern sind Armut, Kinderarmut, sich verfestigende Langzeitarbeitslosigkeit, die erhebliche Zunahme von Asylbewerbern, der Anstieg der erzieherischen Hilfen inklusive der wirtschaftlichen Jugendhilfe sowie das Thema „erschöpfte Familien“ von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus sind die hohen Mieten, der knappe Wohnraum, die mangelnde soziale Einbindung und Isolation sowie die abnehmenden Gemeinschaftserfahrungen ein Problem für viele Menschen hier.

Sie sind ein, im positiven Sinne, streitbarer und politischer Mensch – das zeigen nicht zuletzt die verschiedenen Podiumsdiskussionen zu sozialen Themen, die Sie regelmäßig veranstalten. Was ist Ihnen ein besonderer Dorn im Auge?

Das Gefälle zwischen Armut und Reichtum, dieser wachsende Gegensatz, und das Auseinanderdriften der Gesellschaft zeigen, dass es Caritas und Wohlfahrtsverbände braucht, um immer wieder an die Notwendigkeit des sozialen und materiellen Ausgleichs zu erinnern und dazu entsprechende Konzepte vorzulegen. Trotz des wachsenden Reichtums gelingt es der Politik nicht, diese Mittel in den Ausbau des Gemeinwohls zu investieren.

Als Caritasverband sind Sie auf Unterstützer und Kooperationspartner angewiesen: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den verschiedenen lokalen Akteuren, und mit wem arbeiten Sie dabei eng zusammen?

Die zwölf Städte, der Landkreis Main-Taunus, die Kirchengemeinden, die Sozialverbände in der Liga der freien Wohlfahrtspflege und alle maßgeblichen sozialen Initiativen im Gemeinwesen des Main-Taunus-Kreises sind unsere Partner. Mit diesen haben wir Verträge, pflegen wir Bündnisse und regelmäßige Kooperationen.

Sie sind ein kreativer Mensch, wenn es um neue Angebote geht, die vor Ort vonnöten sind, so beispielsweise mit dem Mikrokredit-Projekt. Wie funktioniert das eigentlich?

In Zusammenarbeit mit dem Main-Taunus-Kreis und der Taunussparkasse ermöglichen wir als Träger des Sozialbüros überschuldeten Menschen mit Schufa-Einträgen den Zugang zu einem Mikrosozialkredit. Dieser Kleinkredit unterstützt Personen, die notwendige Anschaffungen tätigen müssen, aber über keine Rücklagen verfügen, und die keinen normalen Bankkredit erhalten. Eine umfassende Budgetberatung gehört zur Kreditvergabe dazu ebenso wie die enge Begleitung während der Kreditlaufzeit.  Die Kredite sind durch einen Sicherungsfonds abgesichert, der aus Mitteln von Kirchengemeinden und der Taunussparkasse gespeist wird.

Thema „Flüchtlinge“: Wie ist denn die Situation bei Ihnen vor Ort? Gibt es viele Flüchtlinge, und wie können Sie helfen oder helfen Sie bereits?

Die zunehmende Zahl von Asylbewerbern ist eine Herausforderung, die aber durchaus zu meistern ist und insgesamt als Bereicherung unseres Gemeinwesens zu sehen ist. Wir engagieren uns hier in der Flüchtlingsberatung und in der Migrationserstberatung, im Aufbau und in der Anleitung von Integrationshelfern.

Soziales Engagement und ein anspruchsvoller Job fordern Einiges ab, was Sie leider selbst vor einiger Zeit spüren mussten. Wie schaffen Sie es nun, den Ausgleich zu finden, denn Sie sind, wie ich das so erlebe, nicht minder engagiert. So sind Sie nicht nur Geschäftsführer, sondern haben zahlreiche ehrenamtliche Ämter inne, sei es als Liga-Vorsitzender im Main-Taunus, als Stellvertretender Vorsitzender im Jugendhilfeausschuss und der Ökumenischen Wohnungslosenhilfe oder als Vorsitzender der KTK-Regional-AG Main-Taunus.

Ich bin in Lahnstein am Mittelrhein geboren, insofern habe ich eine gesellige rheinische Frohnatur vom lieben Gott mitbekommen. Darüber hinaus verbringe ich meine Freizeit mit Literatur, Schauspielbesuch, geistlicher Musik und ausgiebigen Wanderungen. Meine Familie und mein Glaube sind die Quellen, aus denen ich Kraft schöpfe.

Sie haben mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen „Geistlichen Wegbegleiter“ entwickelt und herausgegeben. Was genau verbirgt sich dahinter, und wo kommt er zum Einsatz?

Der geistliche Wegbegleiter erläutert die Grundelemente des christlichen Glaubens und das Verständnis von Caritasarbeit. Er geht auf die Frage ein, wie unser christlicher Glaube im Alltag unserer Einrichtungen und Dienste gelebt werden kann, was Caritas, das Flammenkreuz, die Heilige Elisabeth von Thüringen, Sozialpastoral, Exerzitien und Vieles mehr bedeuten. Diese Broschüre trägt dazu bei, unser christliches Profil nach innen und außen weiterzuentwickeln.

25 Jahre Geschäftsführer des Caritasverbandes Main-Taunus, da haben Sie Vieles erreicht, Vieles angestoßen und auf den Weg gebracht. Was wünschen Sie sich für den Verband für die nächsten 25 Jahre?

Dass er allzeit die Zeichen der Zeit erkennt, dass er die Balance zwischen sozialem Dienstleister, Anwalt und Solidaritätsstifter wahrt, und dass der Caritasverband sein Proprium auch in der Zusammenarbeit und Einbindung mit und in den Kirchengemeinden weiter pflegt.

Haben Sie einen Leitsatz oder einen Bibelvers, der Ihnen besonders viel bedeutet?

Ja, und zwar „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ von Dietrich Bonhoeffer.

Herr Vorländer, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Die Fragen stellte Petra M. Schubert.


 
 
   

Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Limburg e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Text und Redaktion:
Petra M. Schubert
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