Caritas-Newsletter


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    Newsletter 10/2015 - 25. Juni 2015

 
 
    Inhalt
   
  1. Studie: Hohe Zufriedenheit mit der katholischen Schwangerschaftsberatung
  2. Terminhinweis: "Gut leben in Hessen" - 10. Hessisches Sozialforum am 11. Juli
  3. Terminhinweis: Ökologie und Gerechtigkeit und die neue Papst-Enzyklika beim "aktuellen forum" am 13. Juli
 
 
 

Newsletter 10/2015 - 25. Juni 2015

 
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  Studie: Hohe Zufriedenheit mit der katholischen Schwangerschaftsberatung


Die beiden Referenten, Sabine Fähndrich und Wolfgang Kleemann,bei der Diskussionsrunde. (Foto: Petra M. Schubert)

Leben die Beraterinnen der katholischen Schwangerschaftsberatung und die Ratsuchenden in völlig verschiedenen Welten? Stimmen die Beratungsinstrumente? Funktioniert die Kommunikation zwischen den schwangeren Frauen und denen, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen? Und sind die Frauen mit der Beratung bei den katholischen Trägern zufrieden? – Diese Fragen waren Gegenstand einer zweieinhalbjährigen, bundesweiten wissenschaftlichen Studie, die der Deutsche Caritasverband und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) durch das Institut für Sozialpädagogik und Sozialarbeit (ISS) haben untersuchen lassen. Die Ergebnisse und die Konsequenzen für die Arbeit und das Profil der katholischen Schwangerschaftsberatung im Bistum Limburg waren jetzt Thema eines Fachtags im Haus der Volksarbeit in Frankfurt, den der Diözesancaritasverband Limburg am 15. Juni 2015 veranstaltet hat.

Tatsächlich leben die Ratsuchenden und die Beraterinnen in verschiedenen Welten, das zeigt die Auswertung der Studie, die Wolfgang Kleemann vom ISS den 25 Teilnehmern am Fachtag vorstellte. Die schwangeren Frauen sind häufig in prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen, die durch eine Schwangerschaft teils verschärft werden. Sie haben überdies meist einen geringeren Bildungshintergrund, sind jünger, oft nicht berufstätig und unterscheiden sich auch in ihren Einstellungen und Wertevorstellungen zu Familie, Kirche und Glaube; sie haben ein eher traditionelles, konservatives Familienbild. Aber, das betonte Kleemann: Diese Unterschiede haben keinen Einfluss auf die Beratung, auf die Zufriedenheit mit der Beratung und auf den Nutzen, den die Ratsuchenden haben. Im Gegenteil: Die befragten Frauen stellen der katholischen Schwangerschaftsberatung ein sehr gutes Zeugnis aus, da diese eine passgenaue und auf die individuellen, komplexen Lebenslagen der Ratsuchenden abgestimmte Unterstützung anbietet. Die Schwangeren benötigen meist Informationen zu rechtlichen, aber auch zu medizinischen und anderen Themen rund um die Schwangerschaft, sie haben meist komplexe soziale Probleme und fühlen sich häufig überfordert mit ihrer Situation.

Daneben ist Unterstützung in finanziellen Fragen ein wichtiges Anliegen. Dies ist, wie Wolfgang Kleemann sagte, ein Türöffner – es gehe den Ratsuchenden in der Regel nicht ausschließlich um Geld. So sind die gute Vernetzung, breitgefächerte und nachhaltige Angebote, aber auch Zeitressourcen, eine christliche Haltung und das qualifizierte Personal positive Kriterien der katholischen Beratung. Dass die finanzielle Frage ein Türöffner ist, das betonte auch der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes, Monsignore Michael Metzler, im Interview mit der Fachreferentin Sabine Dill-Arthen. „Hinter der Frage nach dem Geld stecken existenzielle Nöte, aber diese sind mehr als nur reine finanzielle Notlage“, so Metzler. „Die Tatsache, dass wir, wenn nötig, für die Frauen ein Beratung- und Unterstützungsangebot bis zum Ende des dritten Lebensjahres ihres Kindes vorhalten, ist ein katholisches Alleinstellungsmerkmal und konkrete wie nachhaltige Lebenshilfe.“

Michael Metzler zeigte sich erfreut darüber, dass mehr als 90 Prozent der Ratsuchenden zufrieden mit dem Angebot der katholischen Beratungsstellen sind. Dies bedeute jedoch nicht, sich darauf auszuruhen, sondern zu schauen, wo weiterer Unterstützungsbedarf ist und welche weiteren neuen Angebote gemacht werden können.

Doch welche Bedeutung hat das katholische Profil der Beratungsstellen für die Ratsuchenden, die häufig Migrationshintergrund und eine andere Religion haben? Gerade das umfassende Lebensschutzkonzept, das als Fundament der Beratungsarbeit alle Phasen des Lebens von der Zeugung bis zum Tod umfasst, wird von den Schwangeren besonders positiv bewertet. 93 Prozent betonen, dass das ungeborene Leben eines besonderen Schutzes bedarf. Die Verknüpfung von psychosozialer Beratung und Vermittlung von praktischen Hilfen ist ein Erfolgsrezept der katholischen Schwangerschaftsberatung, um den Frauen langfristig Perspektiven für ein Leben mit Kind zu geben.

Sabine Fähndrich (Fachreferentin beim Deutschen Caritasverband) betonte in ihrer Bewertung aus verbandlicher Sicht unter anderem, dass die Beratungsstellen aufgrund von neuen gesetzlichen Vorgaben immer mehr Aufgaben bewältigten, so beispielsweise die psychosoziale Beratung zur Gendiagnostik oder die vertrauliche Geburt; die Beratungsstellen seien aber auch ein verlässlicher Partner im Netzwerk „Frühe Hilfen“. Das bedeute für die Beraterinnen eine zunehmende Arbeitsverdichtung. Aus der Studie ergeben sich, so Fähndrich, Impulse für die fachliche Weiterentwicklung der katholischen Schwangerschaftsberatung: Bei den Beraterinnen steht mittelfristig ein Generationenwechsel an, da in den nächsten vier bis acht Jahren überdurchschnittlich viele Beraterinnen in den Ruhestand gehen. In den Blick genommen werden muss auch das spezifische katholische Profil mit den Fragen zum Lebensschutzkonzept und Selbstverständnis der Beratung. Um neue Zugangswege für die Beratung zu erschließen, wird zu prüfen sein, ob die katholische Schwangerschaftsberatung sich stärker in den sozialen Netzwerken wie z.B. in Internet-Foren, die sich mit dem Thema Schwangerschaft/Schwangerschaftskonflikt befassen, engagieren sollte. Beim Selbstverständnis der Beraterinnen zeigt sich, dass sie den eigenen professionellen Anspruch ihrer Meinung nach nicht ausreichend umsetzen können: Ihr Ziel wäre beispielsweise, die Frauen durch psychosoziale Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe zu befähigen, mittel- und langfristig ihre Lebenssituation zu verändern, während die Ratsuchenden ihrerseits eine lösungsorientierte Beratung wünschen und Hinweise darauf, was sie als nächstes tun sollen.

Mit Blick auf die politische Lobbyarbeit betonte Sabine Fähndrich, dass die Schwangerschaftsberaterinnen mit ihrer Arbeit und ihrem großen Erfahrungswissen aus der Praxis sehr wohl eine Seismographen-Funktion erfüllen. Dies gelte es aufzugreifen und in den Verbänden für die politische Interessenvertretung zu nutzen.

Simon Rüffin (Ständiger Vertreter des Dezernenten Caritas) hatte zu Beginn des Fachtags einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung der Schwangerschaftsberatung im Bistum Limburg gegeben. Dabei ging er auf drei Dimensionen ein: die kirchenpolitische, für die insbesondere der Ausstieg aus der Scheinvergabe (Schwangerschaftskonfliktgesetz) kennzeichnend war. Die politische, die sich vor allem in der Klage des Diözesancaritasverbandes Limburg gegen das Land Hessen für eine auskömmliche Finanzierung der Beratungsstellen zeigte, sowie die konzeptionelle Dimension, die sich nach dem Ausstieg aus der Beratung mit Scheinvergabe auf die Frage nach der Weiterentwicklung und Ausrichtung der fachlich-inhaltlichen Arbeit fokussierte.

Nach den beiden Referaten von Kleemann und Fähndrich hatte sich eine „Dialogrunde“ angeschlossen, in der neben den Referenten der Geschäftsführer des Bezirkscaritasverbandes Main-Taunus, Ottmar Vorländer, die Abteilungsleiterin des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn, Dorothea Westermayer, sowie die Fachreferentin im Diözesancaritasverband, Waltraud Maier, mit dem Abteilungsleiter im Diözesancaritasverband, Jürgen Hartmann-Lichter, über die Studie, ihre Konsequenzen und die tägliche Praxis diskutierten. Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass die Impulse der Studie wichtige Chancen für die Fortentwicklung des Fachdienstes biete, weshalb die fachliche Diskussion und Reflexion in den diözesanen Fachstrukturen unbedingt fortzusetzen sei.

Die Studie „Leben in verschiedenen Welten?! Evaluation der Katholischen Schwangerschaftsberatung im Hinblick auf Zugänge, Kommunikation und Beratungsinstrumente“ wurde vom Deutschen Caritasverband und dem Sozialdienst katholischer Frauen beim Institut für Sozialpädagogik und Sozialarbeit in Frankfurt in Auftrag gegeben. Die Projektlaufzeit war von Januar 2012 bis August 2014. Dabei wurden bei der quantitativen Erhebung insgesamt 603 Ratsuchende telefonisch befragt, zudem 482 Beraterinnen; in der qualitativen Erhebung wurden in „Repertory-Grid-Interviews“ weitere 29 Beraterinnen und 18 Ratsuchende nach ihrer wertorientierten Einstellung befragt.

Die Studie gibt es als Download unter www.dicv-limburg.de/familienhilfe

Weitere Informationen bei den Fachreferentinnen im Diözesancaritasverband: Sabine Dill-Arthen • Telefon: 06431 997-176 • Waltraud Maier • Telefon: 06431 997-186


 
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  Terminhinweis: "Gut leben in Hessen" - 10. Hessisches Sozialforum am 11. Juli


Das 10. Hessische Sozialforum am Samstag, 11. Juli 2015, trägt den Titel "Gut leben in Hessen". Gut zu leben, was heißt das eigentlich? Dieser Fragestellung wollen die Redner und Diskussionsteilnehmer nachgehen, ist das "gut Leben" doch äußerst vielschichtig und von den verschiedensten Faktoren abhängig. Die Veranstalter, zu denen auch der Diözesancaritasverband Limburg als Teil des Bündnisses gehört, stellen sich unter anderem der Frage, wie die wachsende Spaltung in der Gesellschaft überwunden werden kann - damit Fairness, Teilhabe und ökologische Nachhaltigkeit zum Tragen kommen und so Alle zukünftig "gut in Hessen leben" können. Diözesancaritasdirektor Dr. Hejo Manderscheid wird am Ende der Veranstaltung einen Ausblick wagen, nachdem unter anderem Prof. Dr. Margot Käßmann als Botschafterin des EKD-Rates mit ihrem Vortrag "Gutes und verantwortliches Leben aus reformatorischer Sicht" einen Impuls gesetzt hat.

Das 10. Hessische Sozialforum findet statt am Samstag, 11. Juli 2015, von 10:00 Uhr bis 15:30 Uhr im Haus am Dom, Domplatz 3 in 60311 Frankfurt. Weitere Informationen und ein ausführliches Programm mit prominenten Rednern und Teilnehmern gibt es im Flyer.


 
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  Terminhinweis: Ökologie und Gerechtigkeit und die neue Papst-Enzyklika beim "aktuellen forum" am 13. Juli


Ökologie und Gerechtigkeit, das ist das Thema des nächsten "aktuellen forums", das am Montag, 13. Juli 2015, ab 19:30 Uhr im Haus am Dom in Frankfurt stattfindet. Mit Spannung war die neueste Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus erwartet worden, in der er sich zur Situation von Menschheit und Erde, zu Klima, Ausbeutung und Lebensstil wie auch zu Verantwortung und die Chancen zur Umkehr äußert. Darüber diskutieren nun Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (stellvertretender Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung), Prof. Dr. Gerhard Kruip (Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Universität Mainz), Monsignore Pirmin Spiegel (Vorstandsvorsitzender von Misereor) und Prof. Dr. Matthias Zimmer MdB (stellvertretender Vorsitzender der Bundestags-Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität).

Das "aktuelle forum" findet statt am Montag, 13. Juli 2015, um 19:30 Uhr, im Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt. Veranstalter ist der Frankfurter Domkreis Kirche und Wissenschaft. Der Eintritt ist frei.

 


 
 
   

Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Limburg e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Text und Redaktion:
Petra M. Schubert
Telefon: 06431 997-110 • Fax: 06431 997-114
pressestelle@dicv-limburg.dewww.dicv-limburg.de
Graupfortstraße 5 • 65549 Limburg

 
 
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