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    Newsletter 16/2015 - 18. September 2015

 
 
    Inhalt
   
  1. "Zweiter Runder Tisch Kinderbetreuung": Chancen, aber auch Kritik am KiföG
  2. Terminhinweis: "Stadt - Land - Alles im Fluss" - Fachtagung der Hessen-Caritas am 23. November 2015
 
 
 

Newsletter 16/2015 - 18. September 2015

 
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  "Zweiter Runder Tisch Kinderbetreuung": Chancen, aber auch Kritik am KiföG

Es gibt noch deutlichen Handlungs- und Nachbesserungsbedarf beim hessischen Kinderförderungsgesetz (KiföG). Das zeigte der "Zweite Runde Tisch Kinderbetreuung", der am 14. September auf Einladung des hessischen Sozialministers Stefan Grüttner in Wiesbaden stattfand, und an dem neben Abgeordneten des Hessischen Landtags, Kommunen und Landkreisen unter anderem auch Fachleute der Hessen-Caritas und der Liga der Freien Wohlfahrtspflege vertreten waren.

Handlungsbedarf besteht unter anderem bei der Integration von Kindern mit Behinderung. In der Praxis zeigt sich, dass es hierfür deutlich erhöhte Landeszuschüsse gibt, deren Einsatz für qualitätsverbessernde Maßnahmen jedoch nicht überall sichergestellt scheint. Die Kritiker bemängeln, dass das KiföG die Chance verpasst hat, die UN-Behindertenrechtskonvention im Sinne der Inklusion aller Kinder konstruktiv zu gestalten. "Hier muss bei einer Novellierung des Gesetzes die Finanzierung klar und vor allem verbindlich geregelt werden, und dies so, dass eine ganzheitliche, am Kind und seiner inklusiven Teilnahme orientierte Konzeption ermöglicht wird", sagt Jürgen Hartmann-Lichter, Abteilungsleiter Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Diözesancaritasverband Limburg. Auch die fehlende gesetzliche Regelung zur Berechnung von Arbeitsstunden - für Leitungsaufgaben und die mittelbaren pädagogischen Aufgaben wie Elternarbeit, Dokumentation, Beobachtung, Qualitätsentwicklung oder Sozialraumorientierung - führt, so der Experte, zu erheblichen Unterschieden in der Praxis. "Das bedeutet, dass die Kindertageseinrichtungen mit den Kommunen und Kreisen erheblichen Aufwand betreiben müssen, um diese Zeiten verbindlich vereinbaren zu können, oder dass sogar bislang geltende, vereinbarte Stundenkontingente reduziert werden sollen - hier braucht es eine Klarstellung im KiföG", so Hartmann-Lichter.

Nicht minder bedeutsam ist, wie sich beim Runden Tisch zeigte, die Frage der Sicherung von Qualität in der Kinderbetreuung - ein Aspekt, der den Liga-Verbänden in der gesamten Diskussion besonders wichtig ist. "Qualitätspauschalen müssen für Qualitätsmaßnahmen eingesetzt werden, jedoch wird dies in der Praxis der Betriebskostenvereinbarungen in Frage gestellt.  Eine gesetzeskonforme Umsetzung verbietet, die Qualitätspauschale zur Reduzierung der Betriebskosten zu verwenden", erläutert der Abteilungsleiter. Auch wenn die Qualitätspauschalen bei allen Fachleuten auf große Zustimmung stoßen, bemängeln sie den hohen personellen Aufwand für die Beantragung und Abwicklung.

Deutliche Defizite in der Systmatik konstatieren die Beteiligten des Runden Tisches: Die im KiföG eingeführte platzbezogene Finanzierung stellt die Kindertageseinrichtungen vor große Steuerungsprobleme. Das Platzangebot, die Anzahl der Plätze, die Gruppenzusammensetzung und die Anzahl der Betreuungsstunden müssen aufeinander abgestimmt sein, sonst drohen finanzielle Probleme. "Gerade in ländlichen Regionen ist es häufig nicht möglich, im Kindergartenjahr eine 100-prozentige Belegung zu erhalten - die jedoch aufgrund der platzbezogenen Entgelte angestrebt werden muss", erläutert Jürgen Hartmann-Lichter. "Um eine Einrichtung tatsächlich zukunftsorientiert und dauerhaft wirtschaftlich führen zu können, ist eine gruppenbezogene Finanzierung - verbunden mit einem Auslastungsfaktor, der nicht eine 100-prozentige Belegung erfordert - das bessere und auch unbürokratischere System."

Große Hoffnung setzen die Teilnehmer des Runden Tischs Kinderbetreuung in die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zum KiföG, die das Hessische Sozialministerium beim Frankfurter "Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS)" beauftragt hat. Diese soll Ende 2016 fertiggestellt sein. Die Fachleute wollen gerne weiterhin am "Runden Tisch" konstruktiv dazu beitragen, zu einer, für alle Beteiligten guten Lösung zu kommen, indem sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse einbringen. "Träger, Kita-Leitungen, Jugendämter und so weiter sollten sich rege an der Befragung beteiligen. Nur so kann ein möglichst vollständiges Bild dazu entstehen, welche Auswirkungen das KiföG auf die Praxis in den Kindertageseinrichtungen hat. Und nur so können Fehlentwicklungen korrigiert werden, damit alle Kinder auch zukünftig eine qualitative und verlässliche Betreuung erhalten", so Hartmann-Lichter.

Das Hessische Kinderförderungsgesetz (KiföG) ist seit 1. Januar 2014 in Kraft und ist seit 1. September 2015 für alle Kindertageseinrichtungen verbindlich. Im Vorfeld und nach der Inkraftsetzung gab es von allen betroffenen Verbänden, Instititutionen und Kita-Mitarbeitern harsche Kritik am Gesetz, woraufhin das Hessische Ministerium für Soziales und Migration die Beteiligten im Juli 2014 zu einem ersten "Runden Tisch" einlud.

Weitere Informationen: Jürgen Hartmann-Lichter • Abteilungsleiter Kinder-, Jugend- und Familienhilfe • Telefon: 06431 997-202  juergen.hartmann-lichter@dicv-limburg.de

 
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  Terminhinweis: "Stadt - Land - Alles im Fluss" - Fachtagung der Hessen-Caritas am 23. November 2015

Der demografische Wandel in Deutschland mit einer alternden Gesellschaft und seine vielfältigen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche - auf dem Land wie in der Stadt: Damit befasst sich die Fachtagung der Hessen-Caritas "Stadt - Land - Alles im Fluss" am Montag, 23. November 2015, ab 9:30 Uhr, in Frankfurt. eine sich verändernde Gesellschaftsstruktur wirkt sich unter anderem aus auf  Mobilität, Bildung, Beruf, Gesundheitsvorsorge und Gerechtigkeit zwischen den Generationen.

Nach der Begrüßung durch Dr. Hejo Manderscheid, Vorsitzender der Hessen-Caritas, und einer Einführung in die Thematik wird Barbara Fank-Landkammer, Leiterin des Referats Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising im Deutschen Caritasverband, die Caritas-Kampagne "Stadt - Land - Zukunft" vorstellen, an die sich die Fachtagung anlehnt. "Stadt oder Land? Der demografische Wandel fordert uns heraus", so lautet der Titel des Vortrags von Petra Klug von der Bertelsmann-Stiftung. Simone Philippi, Referatsleiterin in der Hessischen Staatskanzlei, geht in ihrem Vortrag auf die Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels in Hessen ein. Statements der verschiedenen Caritas-Landesarbeitsgemeinschaften sowie eine Diskussionsrunde sorgen für weitere interessante Enblicke und Sichtweisen.

Die Fachtagung der Hessen-Caritas findet statt am Montag, 23. November 2015, von 9:30 Uhr bis 15:30 Uhr. Veranstaltungsort ist der Cairtasverband Frankfurt , Alte Mainzer Gasse 10, 60311 Frankfurt. Weitere Informationen sowie das Anmeldeformular finden Sie im Flyer.

 
 
   

Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Limburg e. V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Text und Redaktion:
Petra M. Schubert
Telefon: 06431 997-113 • Telefax: 06431 997-114
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Graupfortstraße 5 • 65549 Limburg

 
 
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