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    Newsletter 22/2015 - 30. November 2015

 
 
 
 

Newsletter 22/2015 - 30. November 2015

 
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  Was heißt hier "alt"?! - Aktuelles Podium diskutierte über christliche Altersbilder und ihre Bedeutung für die Praxis


Die Experten des Podiums mit dem Moderator der Podiumsdiskussion, Simon Rüffin (stehend): Prof. em. Dr. Michael Sievernich SJ, Barbara Handke, Ingrid Iwanowsky, Bernd Trost und Pfarrer Kurt Geil (von links). (Foto: P.M. Schubert)

"Alt" ist nicht gleich "alt". Das zeigte sich beim Aktuellen Podium "Wir werden immer älter. Und jetzt?" des Diözesancaritasverbandes Limburg  am 25. November 2015 in Wiesbaden.

Mehr als 35 Teilnehmer - Ehren- und Hauptamtliche aus Caritas und Bistum, Praktiker aus Altenhilfeeinrichtungen und der Altenpflegeschule der Caritas AKADEMIE St. Vincenz - diskutierten über die Facetten von Altersbildern, die veränderte Wahrnehmung von Alter, über die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft für die Praxis sowie über die christliche Perspektive hierzu. Alt werden will jeder, aber alt sein? Es kommt auf die Perspektive und die jeweilige Lebenslage an, konstatierten die Podiumsteilnehmer, allesamt Experten aus Pflege, Pastoral und Ehrenamt: Pfarrer Kurt Geil (Mitglied des Vorstandes des Diözesancaritasverbandes), Caritasdirektorin Barbara Handke (Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus), die Ehrenamtliche Ingrid Iwanowsky (Stadtteilinitiative "Älterwerden in Niederrad" in Frankfurt), Prof. em. Dr. Michael Sievernich SJ (Vorsitzender der Theologischen Grundsatzkommission des Diözesancaritasverbandes) und Diakon Bernd Trost (Leiter des Franziska-Schervier-Seniorenzentrums Frankfurt). Es ist eine Kunst, die schönen Seiten des Alters zu genießen als gesunde, rüstige "junge Alte", "Silver Surfer" oder "Best Ager". Aus christlicher Sicht heißt Lebenskunst auch, die weniger schönen Seiten des Altwerdens anzunehmen und zu gestalten, wie Krankheit, Leiden, Sterben und Tod. Die Teilnehmer betonten, dass sowohl die Alten wie auch Angehörige und Mitarbeiter gerade in den schwereren Zeiten des Alters begleitet werden müssen. Hierfür brauche es Seelsorger: Seelsorger, darin waren sich die Teilnehmer einig, das ist mehr als nur der Pfarrer. Das sind ebenso die Ehrenamtlichen und die Mitarbeiter, die im Heim oder im Hospiz kranke und sterbende Menschen und deren Angehörige begleiten. Gerade Angehörige hätten, so die Podiums-Experten, Probleme mit dem Leiden und Sterben.

Anlass für das Aktuelle Podium waren die Ergebnisse der Theologischen Grundsatzkommission, die der Vorstand des Diözesancaritasverbandes im März 2012 aufgrund des demographischen Wandels und des Sechsten Altenberichts der Bundesregierung (von 2010) ins Leben gerufen hatte. Die Kommission wurde beauftragt, sich in einer dreijährigen Projektphase mit der Thematik "Alter und Altern" auseinanderzusetzen. Insbesondere das im Sechsten Altenbericht festgestellte, vorherrschende Altersbild der christlichen Kirchen als Phase von Hinfälligkeit, Krankheit und Sterben war ausschlaggebend für die Beauftragung der Grundsatzkommission. Die erarbeiteten Grundsatzfragen und Impulse für die praktische ehren- wie hauptamtliche Arbeit mit Älteren veröffentlichte die Kommission im September 2015 in einer Broschüre, die sich auch an ältere Menschen selbst richtet: "Verantwortung mit Menschen im Alter - Eine Orientierungshilfe aus christlicher Sicht".

In seiner Einführung beim Aktuellen Podium fokussierte Prof. em. Dr. Michael Sievernich auf drei Aspekte. Die Broschüre sei gedacht als Inspiration und "Rückvergewisserung" für die praktische Arbeit, jedoch nicht als professionelle Arbeitsempfehlung. "Unsere Gesellschaft braucht und verlangt nach einer christlichen Perspektive, die nun einmal das Herzstück unserer Kultur ist", so Sievernich. Die Orientierungshilfe widme sich überdies der Frage nach dem Alter, denn diese Definition sei, so Sievernich, sehr individuell ("man ist so alt, wie man sich fühlt"), aber auch interkulturell sehr verschieden, je nachdem, welches Verständnis und welche Voraussetzungen eine Gesellschaft biete. Das besondere Moment bei der "Verantwortung mit Menschen im Alter" zeige sich unter anderem aus der Historie: Die Sorge für Menschen in allen Lebens- und Alterslagen sei schon immer ein Thema von Kirche und Caritas.  Leben sei dabei immer eine "gute Gabe Gottes", weshalb es auch von Beginn an bis zum Lebensende geschützt werden müsse. Dabei gelte es, die Potenziale und Defizite des Alters wahrzunehmen und zugleich in eine christliche Perspektive einzubringen, in der letztlich die Achtsamkeit für Raum, Zeit und Sinn im Mittelpunkt stehe.

In seinem Schlusswort dankte Diözesancaritasdirektor Dr. Hejo Manderscheid der Theologischen Grundsatzkommission ganz herzlich für die Arbeit und die vorgelegte Orientierungshilfe, die die positiven wie auch negativen Aspekte von Alter und Altern in ein ausgewogenes Verhältnis bringe. Die Broschüre zeige, so Manderscheid, dass in jedem Alter darauf geachtet werden muss, dass der Mensch nicht verzweckt wird: Das gebiete die unveräußerliche Menschenwürde, so Manderscheid. Mit der Orientierungshilfe sei es zudem gelungen, das Alter aus den verschiedenen gesellschaftlichen Sichtweisen zu beleuchten - dank der Besetzung mit haupt- und ehrenamtlichen Experten aus den verschiedenen Feldern - Seelsorge, Medizin, Sozialarbeit, Theologie, Pflege, Praxis und Theorie. Diese spiegeln, so Manderscheid, letztlich die gesamte gesellschaftliche Bandbreite wider. "Das heutige Aktuelle Podium hat nicht nur einen guten Einblick in die Arbeit der Kommission gegeben, sondern hat uns mit den vielen bewegenden, berührenden, spannenden Schilderungen und Erlebnissen aus der Arbeit für und mit alten, kranken und sterbenden Menschen bereichert", so der Diözesancaritasdirektor.

Übersicht über die Mitglieder der Theologischen Grundsatzkommission. Die Broschüre gibt es als Download.

Weitere Informationen: Simon Rüffin (Geschäftsführer der Theologischen Grundsatzkommission) • Telefon: 06431 997-121 • simon.rueffin@dicv-limburg.de


 
 
   

Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Limburg e. V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Text und Redaktion:
Petra M. Schubert
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