Zuvor berichtete Welskop-Deffaa der Delegiertenkonferenz des Diözesancaritasverbandes am 22. Juni 2019 von ihren Eindrücken aus Friedland am Vortag.
"Ich fühle mich reich beschenkt. Das Resettlement-Programm hat mich sehr beeindruckt, eigentlich würde ich gerne ausführlich darauf eingehen." Doch Thema war die "Omnipräsenz digitaler Plattformen". Die Veränderungen durch Digitalisierung entwickelten sich schleichend, in der Summe seien sie tiefgreifend. "Teilhabechancen von Menschen werden erkennbar neu verteilt", so Welskop-Deffaa. "Wer erlangt Vorteile, wer Nachteile? Als Caritas beobachten wir genau, wo neue Risiken entstehen. Das Internet vergisst nichts. Zweite Chancen werden dadurch doppelt und dreifach schwerer, etwa für ehemalige Strafgefangene."
Im Rahmen der Veränderungen der Arbeitswelt verändere sich auch der Kontakt zu Rat- und Hilfesuchenden. Dies erfordere neue Wege der Kontaktaufnahme über geeignete gemeinsame Plattformen. Hierzu sei der Deutsche Caritasverband auf Bundesebene aktiv. Die Vision laute "Digital ist sozial", so Welskop-Deffaa. Dazu zähle vor allem die Vernetzung der Hilfeformen und die Kombination von Beratungsfeldern.
"Uns nützt die Schwarmintelligenz: Die Caritas ist flexibel und agil, mit kleinen innovativen Projekten, die schnell vergrößert werden können." Zukünftig seien etwa Online-Petitionen oder Apps für Freiwillige selbstverständlich. Wichtig sei, Neues mit Vertrautem zu kombinieren, "groß zu denken, aber klein anzufangen".
Plattformen wie booking.com würden Märkte neu vermessen und neue Abgrenzungen schaffen. Die Frage sei, was die Plattformen für die sozialen Dienstleister bewirkten. Hier sei wichtig, dass die Caritas beim zukünftigen Plattformverbund der öffentlichen Hand mitwirke. "Wir mischen uns ein, und man traut der Caritas zum Thema Onlinezugang auch etwas zu", so Welskop-Deffaa.
Die Caritas sei ein anerkannter großer Solidaritätsstifter - das Kompliment galt auch den Delegierten aus dem Bistum Hildesheim für ihre Arbeit. "Das, was die Caritas in der Gesamtheit leistet, ist erkennbar größer als die Summe der einzelnen Teile."
Weitere Themen der Delegiertenversammlung waren eine kritische Sichtung der verschärften gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit mit Geflüchteten von Caritasdirektor Achim Eng sowie die Öffnung des Vorstands für Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Nur der Caritasdirektor oder die Caritasdirektorin muss zukünftig katholisch sein. Auch wurde die Erhöhung der korporativen Mitgliedsbeiträge um 4 Prozent mit einfacher Mehrheit beschlossen.
Sehr engagiert fiel die Diskussion um notwendige zusätzliche Mittel in der Allgemeinen Sozialberatung und Schwangerenberatung aus. Mitglieder des Caritasrates und Delegierte unterstrichen die hohe Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden in den Beratungsdiensten. Zusätzlich wurde das Thema politische Lobbyarbeit für die Notwendigkeit der Integration genannt. Die Arbeit sei nicht beendet, die kommunalen Haushalte hätten viel Geld erhalten, das zum Teil zweckentfremdet verwendet werde.
Zur Frage der Ressourcen in der Allgemeinen Sozialberatung verwies Weihbischof Bongartz auf anstehende Strategieüberlegungen. Es müssten neue Prioritäten gesetzt werden, weil freie Mittel begrenzt seien und sich die Finanzsituation des Bistums zukünftig verschlechtere.
Caritasdirektor Achim Eng dankte Weihbischof Bongartz als scheidendem Vorsitzenden des Caritasrates für seinen Einsatz und überreichte ihm begleitet von Applaus ein Präsent.