Weiterhin soll diese erste Frage ein Beginn einer neuen Rubrik im Newsletter werden. "Auf einen Kaffee mit dem Vorstand" soll das neue Format heißen und den Mitarbeiter*innen im Verband die Möglichkeit bieten, ihre Fragen direkt an den Vorstand zu richten. Infos zur neuen Rubrik finden Sie hier.
Die heutige Frage an den Vorstand stellt Petra Nachbar (FB Sucht & Psychiatrie):
"Sehr geehrter Herr Germing, ich selber als Mitarbeiterin des Caritasverbandes finde die Missbrauchsvorfälle in der katholischen Kirche skandalös und schäme mich dafür. Sie machen mich sehr wütend, sodass ich schon über einen Kirchenaustritt nachgedacht habe. Wie geht der Caritasverband mit Kirchenaustritten von Mitarbeiter*innen um?"
Christian Germing, Vorstand Caritasverband für den Kreis Coesfeld e. V. :
Sehr geehrte Frau Nachbar, die Studie der Universität Münster zu sexuellem Missbrauch durch Kleriker im Bistum Münster hat deutlich gemacht, wie sehr die Kirche als Organisation beim Umgang mit sexualisierter Gewalt versagt hat. Alle Bischöfe und viele weitere Verantwortliche wussten von Vorfällen und haben diese verschwiegen und vertuscht. Besonders betroffen macht mich persönlich der erniedrigende Umgang mit einem Betroffenen durch den damaligen Weihbischof Voß in seiner Zeit als Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes. Dieses Verhalten der Verantwortlichen ist für mich unerträglich.
Bischof Dr. Genn hat aus meiner Sicht sehr glaubhaft seine klare Haltung zu sexualisierter Gewalt deutlich gemacht. Leider gibt es auch mehr als zwei Monate nach der Veröffentlichung des Gutachtens keine konkreten Maßnahmen oder gar personelle Konsequenzen. Diese Unfähigkeit "meiner" Kirche zu einer konsequenten Änderung ihrer Strukturen und Haltung macht mich auch wütend. Ich kann daher verstehen, wenn sie als Mitarbeiterin über einen Kirchenaustritt nachdenken. Für mich persönlich kommt ein Austritt nicht in Frage. Ich habe bereits im Februar im Newsletter geschrieben, dass ich will "meine" Kirche nicht denjenigen überlassen, die für ihr Handeln keine Verantwortung übernehmen. Und ich bin weiter überzeugt, dass wir in der Caritas eine moderne Form der christlichen Nächstenliebe praktizieren und ein Motor für eine Veränderung der Kirche sind.
Und doch bleibt die Frage der Kirchenmitgliedschaft eine zutiefst persönliche Frage, die eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter auch anders für sich beantworten kann. Für den Fall eines Kirchenaustrittes halten wir uns als Dienstgeber an die Empfehlung des Deutschen Caritasverbandes. Danach bedarf es bei einem Kirchenaustritt eines Gespräches, ob weiterhin eine Identifikation mit den Werten und Zielen der Caritas besteht.